Wie lebte Jan de Beijer? 

Neueste Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.
Persönlichkeiten

Eine klassische Biografie startet stets mit dem Geburtsdatum der zu behandelnden Person. In diesem Beitrag soll es zwar in erster Linie um die Kunst Jan de Beijers gehen – viel zu seinem Leben ist bisher gar nicht bekannt – doch auch wir stellen einen kurzen biografischen Abriss an den Anfang. 

Jan de Beijer – eine Kurzbiographie

Geboren wurde Jan de Beijer am 24. September 1703 in der Schweiz, in der Stadt Aarau. Er war das dritte und damit letzte Kind seiner Eltern. Sein Vater Johan Jacob de Beijer arbeitete für das niederländische Militär und warb in der Schweiz für die Armee seines Heimatlandes. Über seine Mutter Maria Barbara Huisch ist nichts genaueres bekannt. Komplettiert wurde die Familie durch seine zwei älteren Brüder Johan Jacob, der nach dem Vater benannt wurde und bei dem Jan de Beijer während der Sommermonate häufig wohnte, sowie Johan Andries.  

Als Jan de Beijer sechs Jahre alt war, zog die Familie nach Emmerich am heutigen Niederrhein. Wie es zu diesem Umzug kam, ist nicht abschließend bekannt. Es könnte davon ausgegangen werden, dass Vater Johan Jacob aufgrund seines Dienstes beim Militär versetzt wurde, was den Umzug der gesamten Familie zur Folge hatte. In Emmerich besuchte Jan de Beijer das örtliche Gymnasium, bevor er im Alter von 19 Jahren nach Amsterdam zog. Dort ging er in die Lehre bei Cornelis Pronk und lernte von ihm die Kunst des topografischen Zeichnens.  

Es folgten Jahre der Wanderschaft durch den heutigen nördlichen Niederrhein und die Provinzen Limburg, Gelderland sowie Noord-Brabant. 1751 zog er für einige Zeit nach Amsterdam, wo er weiterhin künstlerisch aktiv war. Seinen Lebensabend verbrachte er schließlich wieder am Niederrhein im Klever Land. Jan de Beijer starb am 15. Februar 1780. Der genaue Sterbeort ist unbekannt – sehr wahrscheinlich ist sein ursprünglicher Heimatort Emmerich. 

Ein Künstler auf Reisen – vom Niederrhein bis Amsterdam 

Besonders bemerkenswert in der Biographie von Jan de Beijer sind seine zahlreichen Reisen. Den Großteil seines Lebens zog der Künstler durch die Lande, kam in zahlreiche Dörfer und Städte und hielt dort alltägliche Szenen fest. Zu seinen Motiven zählten dabei hauptsächlich Landschaften, Kirchen, Burgen, Schlösser und historische Gebäude.  

Was heute außerordentlich erscheinen mag, war während des 18. Jahrhunderts, den Lebzeiten Jan de Beijers, nicht ungewöhnlich für ein Künstlerleben. Viele Maler und Zeichner der Romantik reisten durch die nähere oder weitere Umgebung. Ziel der Reisen war dabei in erster Linie die Erweiterung der künstlerischen Fähigkeiten. Durch ausführliche Beobachtungen und Studien verbesserten sie ihre Darstellungen von Perspektiven, der Natur und vom Spiel von Licht und Schatten. Zusätzlich lernten sie verschiedene Kulturen und Lebensweisen kennen, was ihr Repertoire als Künstler erweiterte. Nicht zuletzt traf man unterwegs immer auch auf andere reisende Künstler, wodurch der Austausch innerhalb dieser Berufsgruppe gefördert wurde.  

Doch nicht immer wurden die Reisen rein aus ideellem Interesse angetreten. Häufig boten Künstler ihre Fähigkeiten für Auftragsarbeiten an. Und die reiche Kundschaft wählte dabei gerne selbst die zu zeichnenden Motive aus. Auf diese Weise entstanden viele architektonische Gemälde von Burgen, Schlössern und Kirchen.  

Jan de Beijer als Künstler seiner Zeit 

Auch Jan de Beijer arbeitete immer wieder als Auftragskünstler, wobei zahlreiche Bilder von ihm in Büchern veröffentlicht wurden. Stilistisch hielt er sich an den Zeitgeist des 18. Jahrhunderts – er zeichnete, was das Publikum gerne sah. Und besonders beliebt waren realitätsgetreue Bilder von Städten, Gebäuden und Landschaften. Zahlreiche Kunstliebhaber legten sich große Sammlungen solcher Motive an, die sie “Atlas” nannten.  

Jan de Beijer stellte seine Bilder dabei stets nach einem bestimmten Arbeitsprozess her, den er von seinem Lehrmeister Cornelis Pronk übernommen hatte. Wie oben beschrieben, zog de Beijer in den Sommermonaten meist zu Fuß durch die Niederlande und den Niederrhein. Dabei erstellte er grobe Skizzen, die als Naturstudien bezeichnet werden. Während der Wintermonate nutzte der Künstler schließlich die erzwungene Zeit der Ruhe, um diese Studien in detaillierte Zeichnungen auszuarbeiten. Dabei legte er ein besonderes Augenmerk auf eine hohe Genauigkeit der dargestellten Architektonik sowie der Natur, Menschen und Tiere.  

Jan de Beijer – was bleibt bis heute? 

Über 1.500 Zeichnungen hat Jan de Beijer hinterlassen. Auch an Ölgemälden hat er sich in seinem späteren Leben versucht, von denen 5 Stück bis heute erhalten sind. Bei diesen handelt es sich allerdings um eher gewöhnliche Arbeiten. Daher besteht seine Popularität besonders aufgrund seiner topografischen Zeichnungen. Diese wurden bereits zu seinen Lebzeiten hochgeschätzt, in vielen Büchern veröffentlicht und von seinen Auftraggebern gesammelt. Zu seinen bekanntesten Werken gehören der neunteilige Sammelband “Het verheerlykt Nederland”, in dem er gemeinsam mit Cornelis Pronk und Abraham de Haen über 700 Zeichnungen veröffentlichte, und der ergänzende zehnte Band “Het verheerlykt Kleefschland”, der ausschließlich aus Bildern von Jan de Beijer besteht.  

Wurden seine Motive bereits im 18. Jahrhundert gerne betrachtet, werden sie heutzutage nicht ausschließlich aufgrund der künstlerischen Aspekte geschätzt. Sie sind darüber hinaus bedeutende historische Quellen für das Leben von vor 300 Jahren. Immerhin arbeitete Jan de Beijer nicht nur die Architektonik der Gebäude bis ins Detail genau aus, er zeichnete auch das Alltagsleben der Menschen damals ganz selbstverständlich mit. Da trotten Hunde über Marktplätze, Kinder spielen an Brunnen, Spinnerinnen sind bei der Arbeit zu sehen, Pferdewagen ruckeln über Wege, Soldaten patrouillieren durch Städte und und und… Seine Bilder ziehen den Betrachter direkt in die Szenerie und damit in eine heute längst vergessene Zeit.  

Auch der Städtebau von damals ist deutlich zu erkennen. So können wir bis heute nachvollziehen, wo Gebäude im 18. Jahrhundert standen und wie diese aussahen. Viele wurden im Laufe der Zeit abgerissen. Und damit schwingt auch immer ein wenig Nostalgie beim Blick auf die Werke von Jan de Beijer mit. Ein Werk, von dem sowohl Kunstliebhaber als auch Historiker bis heute angetan sind. 

Literatur-Online 

Bildnachweise

  • Cornelis van Noorde, Public domain, via Wikimedia Commons
  • Beijer, Jan de (1703-1780), Public domain, via Wikimedia Commons
  • Rijksmuseum, CC0, via Wikimedia Commons
  • Jan de Beijer, Public domain, via Wikimedia Commons

 

Tags:

No responses yet

    Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert